Martyna Linartas: Unverdiente Ungleichheit
28. November / 19:00 - 21:00

Deutschland gilt als eines der wohlhabendsten Länder der Welt. Und doch lebt hier fast jeder sechste Mensch in Armut oder ist von Armut bedroht. Während dieser Teil unserer Gesellschaft immer größer wird, häuft eine kleine Gruppe von Menschen unaufhörlich Vermögen an. Zwei Familien besitzen heute mehr als die Hälfte der ärmeren Bevölkerung zusammen – mehr als 42 Millionen Menschen.
In kaum einem anderen westlichen Land ist Reichtum so ungleich verteilt wie hier. Die Schere geht immer weiter auf: durch steigende Mieten, durch ein Steuersystem, das eine Lehrerin prozentual stärker belastet als einen Milliardär, und durch jahrzehntelange Steuersenkungen auf Vermögen, Erbschaften und Kapitalerträge. Während Arbeit kaum noch Aufstieg ermöglicht, wächst der Wohlstand der Reichen weiter – oft schlicht durch Erbe. Deutschland ist zu einer Erbengesellschaft geworden, in der Herkunft mehr zählt als Leistung.
Diese Ungerechtigkeit gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie. Denn Armut entsteht nicht durch fehlenden Fleiß, sondern durch politische Entscheidungen, die Vermögen konzentrieren und Chancen ungleich verteilen.
Die Politikwissenschaftlerin Martyna Linartas hat sich intensiv mit den Ursachen und Folgen dieser Entwicklung beschäftigt. In ihrem Vortrag zeigt sie, warum die ungleiche Vermögensverteilung kein Zufall, sondern das Ergebnis politischer Weichenstellungen ist – und welche Maßnahmen notwendig sind, um sie zu überwinden. Sie spricht über ein großes politisches Tabu unserer Zeit: Dass wir die Reichen kaum besteuern – und damit nicht nur soziale Gerechtigkeit, sondern auch unseren Wohlstand, unsere Umwelt und letztlich unsere Demokratie aufs Spiel setzen.
Referentin
Dr. Martyna Linartas (Politikwissenschaftlerin und Autorin)
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
